Obwohl es verschiedene Fachtermini gibt mit denen sich die unterschiedlichen Sachlagen sehr genau spezifizieren ließen, werden diese willkürlich mal für diese mal für jene Sachlage verwendet. Dies führt zu
Missverständnissen, Mehrdeutigkeiten (Unschärfen), Fehlschlüssen (Analogiefallen) und Begriffslücken. Dies ist dadurch bedingt, dass diese Begriffe oft im Zusammenhang stehen und sich nicht gegenseitig ausschließen. Es kommt sogar vor, dass alle Begriffe gleichzeitig zutreffend sind. Die folgende Auflistung gibt die Bedeutungsunterschiede wieder:
- Philie (von griech. 'philos [φιλία]' Freund / Liebe (nicht-sexuell, z. Bsp. Bruder-/Nächstenliebe oder Gastfreundlichkeit))
Übertragene Bedeutung: Freundlich zu (bzw. Freundlichkeit) oder interressiert an (bzw. Interesse).
Beispiele: Hydrophilie, Francophilie.
Als Antonym gilt die Phobie, obwohl eine Angst nicht exakt das Gegenteil darstellt.
Beispiele: Hydrophobie, Klaustrophobie.
Philien treffen Aussagen über Interessen oder Bevorzugungen nicht-sexueller Natur (ein Freund ist kein Liebhaber).
[en] Philia: Non-sexual preference or interest.
[es] Filia: Preferencia o interés non-sexual.
- Gamie (von griech. 'gámos' Hochzeit)
Übertragene Bedeutung: Offiziell verbunden (bzw. Lebensgemeinschaft) oder Fortpflanzungsbündnis (bzw. Befruchtung, Verschmelzung).
Beispiele: Polygamie, Zoogamie.
Gamien treffen aus semantischer Sicht keine Aussagen über sexuelle Neigungen (Lebensgemeinschaften werden nicht unbedingt aus Liebe geschlossen und erst recht nicht aufgrund von sexuellen Vorlieben).
- Erastie (von griech. 'erastes [ἐραστής]' Liebhaber)
Übertragene Bedeutung: Liebe zu ... (bzw. Liebe)
Beispiele: Päderastie {oft falsch angewendet}.
Erastien treffen Aussagen über Liebschaften (im 'romantischen' Sinn). Eine Liebschaft ist aber nicht gleichbedeutend mit einer sexuellen Neigung.
- Tasie (von griech. 'tasis' Zuneigung)
Übertragene Bedeutung: Neigung zu ... (bzw. Bevorzugung)
Beispiele: Amelotatismus
Tasien treffen Aussagen über sexuelle Präferenzen.
[en] Tasia: Sexual preference or interest.
[es] Tasia: Preferencia u interés sexual.
- Lagnie (von griech. 'lagneia [λαγνεία]' Wollust)
Übertragene Bedeutung: Lust an ... (bzw. Wollust).
Beispiele: Urolagnie oder Algolagnie.
Lagnien treffen Aussagen über besondere sexuelle Stimulanzien. Sexuelle Stimulanzien sind aber nicht mit Liebschaften (im 'romantischen' Sinn) gleichzusetzen.
- Phagie (von griech. 'phageín [φαγεῖν]' essen, bzw. 'phagos [φαγον]' Fresser)
Übertragene Bedeutung: Essen bzw. Fressen.
Beispiele: Nekrophagie, Pantophagie.
Phagien treffen Aussagen über Ess- bzw Fressgewohnheiten. Werden Phagien in sexuellen Zusammenhang gesetzt, beschreiben sie eine Praktik (es muss sich nicht um eine Lagnie handeln).
- Manie (von griech. 'manía [μανία]' Raserei)
Übertragene Bedeutung: Süchtig nach... (bzw. Bessenheit)
Beispiele: Kleptomanie, Pyromanie.
Eine Manie ist ein Zwang irgentetwas zu tun. Eine Manie an sich hat keinen Bezug zur Sexologie. Es gibt zwar auch sexuelle Manien, diese sind aber nicht mit sexuellen Vorlieben, Gelüsten oder Liebschaften gleichzusetzen. Manien sind wahnhaft und können sich zwar aus Vorlieben, Gelüsten oder Liebschaften entwickeln, können aber auch gänzlich andere Ursachen haben.
Im Gegensatz zu Gamien, Philien, Lagnien oder Phagien sind Manien immer krankhaft.
Sexuelle Manien müssen nicht parasexuell sein.
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